52 Negative mit Aufnahmen aus der Zips

Die Fotos aus Kleinlomnitz entstammen einem Konvolut von Kleinbild-Negativen, das bei Ebay versteigert wurde. Die Negative befanden sich in einer Schachtel, die ursprünglich Fotoplatten im Format 9 x 12 enthalten hatte. Nun befanden sich 52 Kleinbildnegative in dieser Schachtel. Oben auf der Schachtel ist ein Aufkleber angebracht, der die Angaben enthält: „Zips: Ein deutsches Dorf“, „4- 82“ und „52 Negative“. Das Konvolut stammte aus Berlin, das damals das Zentrum der deutschen Presse war. Der Verkäufer konnte keine Angaben zur Herkunft der Negative machen. Er hatte sie über mehrere Ecken erhalten. Die Negative weisen relativ viele Gebrauchsspuren auf. Sie waren ursprünglich als komplette Streifen in Kleinbild-Pergaminhüllen abgelegt worden. Später sind sie in einzelne Aufnahmen zerschnitten und beginnend mit „4-82“ neu durchnummeriert worden. Die Negative sind durch viele Hände gegangen, und sorgfältiger Umgang war kein Thema. Das legt die Vermutung nahe, dass es sich Negative handeln könnte, die im redaktionellen Umfeld einer Zeitung oder Zeitschrift verwendet worden sind. 
Auf einem der Fotos ist ein sehr neuer Deckenbalken zu sehen auf dem das Datum „18. Juny 1930” aufgemalt ist. Einige Negative zeigen die Filmbezeichnung Agfa Isopan ISS". Dieser Film kam erst 1935 auf den Markt. Auch das Jahr 1937 könnte bedeutsam sein, denn am 1.8.1937 wurde eine Verfügung des Herrn Reichministers für Volksaufklärung und Propaganda, veröffentlicht, das die die Verwendung von Kleinbildkameras in Deutschland allen Bildberichterstattern zur Pflicht machte. In der Folge mussten alle Fotoreporter, die noch mit einer Großformtkamera arbeiteten auf das Kleinbildformat umsteigen. Es spricht also auch etwas dafür, dass die Fotos zwischen 1937 und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1938 entstanden sind. Die beherrschenden Kleinbildkameras waren damals die Leica und die Contax.  
Die Aufnahmen des Fotografen dieses Konvoluts erinnern an Fotografien, die Felix H. Man bereits im Jahr 1930 in Kleinlomnitz mit einer Ermanox aufgenommen hatte. Diese Aufnahmen waren in der Münchner Illustrierten Presse in Ausgabe 42 des Jahres 1930 erschienen. Sie zeigten ebenfalls gewöhnlichen Tätigkeiten von Frauen und Männern, das Spielen der Kinder, das Leben in der Familie. Manche Aufnahmen von Felix H. Man und dem unbekannten Fotografen sehen sich verblüffend ähnlich. Das kann Zufall sein, es kann aber auch sein, dass der Fotograf die Fotos von Felix H. Man kannte, und deshalb ganz gezielt ein Remake" dieser Aufnahmen mit moderner Technik in Auge fasste. Felix H. Man war zu dieser Zeit schon lange im Exil in England. 
 

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